Portrait: Eva Rühmkorf

Den Weg des geringsten Widerstandes beschritt sie selten und auch Schwarz-Weiß-Denken wies sie weit von sich. Die Rede ist von Diplompsychologin und Politikerin Eva Rühmkorf, die im Januar dieses Jahres im Alter von 77 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Hamburg verstarb.

Diplompsychologin, Politikerin, linke Sozialdemokratin, Pazifistin und Feministin

(*6.03.1935 in Breslau; †21.01.2013 in Ratzeburg) ||

Den Weg des geringsten Widerstandes beschritt sie selten und auch Schwarz-Weiß-Denken wies sie weit von sich. Die Rede ist von Diplompsychologin und Politikerin Eva Rühmkorf, die im Januar dieses Jahres im Alter von 77 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Hamburg verstarb.

Schillernd war ihre Biografie, facettenreich ihr Lebenswerk. Sie bezeichnete sich selbst als linke Sozialdemokratin, Pazifistin und Feministin. Sie zählte Ulrike Meinhof zu ihren Freunden und heiratete 1964 den renommierten Lyriker Peter Rühmkorf.

Beruflich avancierte sie, die anfänglich Direktorin einer Jugendstrafanstalt in Hamburg war, zur Pionierin in Sachen Frauen- und Gleichstellungsthemen. 1979 bekleidete Eva Rühmkorf das Amt der Leiterin der bundesweit ersten Gleichstellungsstelle in Hamburg. Von diesem Moment an war der Grundstein für eine langjährige politische Tätigkeit gelegt. 1983 wurde sie zur Staatsrätin im Hamburger Senat ernannt und stand ihre Frau in einer bis dato klar männerdominierten Domäne. 1988 wurde sie Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur in der Landesregierung von Schleswig-Holstein unter Ministerpräsident Björn Engholm. Zwei Jahre später wurde sie stellvertretende Ministerpräsidentin, bis sie 1992 aus der Landesregierung ausschied.

Gerade in puncto Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern gelang ihr Herausragendes. So kämpfte sie unentwegt für eine geschlechtergerechte Entlohnung und für geschlechtsneutrale Stellenausschreibungen. Den Hamburger Frauenhäusern verschaffte sie eine solide Finanzausstattung, setzte sich für ein eigenständiges Bleiberecht für Migrantinnen ein und war Mitstreiterin im Kampf für die Ratifizierung des Gesetzes gegen Vergewaltigung in der Ehe.

Generell gelang es ihr, entscheidende Anliegen der Frauenbewegung nachhaltig in der öffentlichen Verwaltung zu implementieren. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik engagierte sich Eva Rühmkorf im Vorstand von Pro Familia, wo sie an die Grundsätze ihrer früheren Frauenpolitik anknüpfen konnte und insbesondere die Bereiche Paar-, Partnerschaft- und Sexualberatung sowie Sexualpädagogik reformierte. Ein starkes Vorbild fand Eva Rühmkorf in ihrer eigenen Großmutter. Als Vorkämpferin für die Abschaffung des Korsetts und die Einführung der Reformkleidung hatte diese um die Jahrhundertwende im Badeanzug auf der Straße demonstriert.

(Aline Maldener)